Der Homo Sapiens ist erheblich älter als man angenommen hat
Bislang ältester Homo-Sapiens-Fund stellt Wanderungs- und Entwicklungsvorstellungen infrage
Artikel von Peter Mühlbauer, Telepolis
Fund von Jean-Jacques Hublin
Forscher haben Knochen aus einer Höhle in Marokko mit neuen Methoden nachdatiert.
Bislang glaubte man, dass der Homo Sapiens sich in Äthiopien entwickelte. Weil die mit etwa 195.000 Jahren ältesten ihm zugeordneten Knochenfunde von dort stammten.
Nun haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig die Ergebnisse zweier Studien veröffentlicht, die diese und andere bislang wie Gewissheiten gehandelten Theorien infrage stellen:
Sie untersuchten die DNA alter und neuer Knochen und Zähne aus einer Karsthöhle im etwa 100 Kilometer nordwestlich von Marrakesch gelegenen Dschebel Irhoud. Und stellten fest, dass sie dem Homo Sapiens zugeordnet werden müssen, obwohl sie zwischen 315.000 und 340.000 Jahre alt sind. Was nicht nur die radioaktiven Zerfallsraten, sondern auch Thermolumineszenz-Untersuchungen der bei den Knochen gefundenen Steinwerkzeuge beweisen.
Diese Steinwerkzeuge liefern zusammen mit Tierknochen auch Anhaltspunkte dazu, wie die Menschen lebten: Sie jagten anscheinend Gazellen, Antilopen, Büffel, Gnus und Zebras, aßen aber auch gerne Straußeneier. Diese Tiere gibt es inzwischen an der Fundstelle heute nicht mehr. Dort ist es – wie im größte Teil Nordafrikas – heute sehr viel trockener als zu den Lebzeiten der Jäger und Sammler. Damals war die Sahara Klimamodellen nach keine Wüste, sondern eine Savanne.
Weil sich so eine Savanne sehr viel einfacher durchqueren lässt als eine Wüste, könnte der Homo Sapiens schon früher als bislang angenommen Marokko erreicht haben.
Eine andere Möglichkeit zu die unterschiedlichen Funde der Homo Sapiens in verschiedene Teile Afrikas wäre, dass es, laut Jean-Jacques Hublin, parallele evolutionäre Entwicklungen gab.